Auf der UN-Konferenz OSPOs for Good geht es um mehr als Governance

Von Powen Shiah

In STF

Anfang Juli 2024 war Deutschland eines der Gastgeberländer des 2. Open-Source-Gipfels der Vereinten Nationen. STF-Mitgründerinnen Adriana Groh und Fiona Krakenbürger vertraten unseren Ansatz zur Stärkung des FOSS-Ökosystems und wie wir gemeinsam mit ZenDiS einen holistischen Blick auf die Rolle des Staates werfen.

Die OSPOs for Good-Konferenz der Vereinten Nationen fand in der ersten Juliwoche 2024 in New York, USA, am Hauptsitz der Vereinten Nationen statt. Es war das zweite Mal, dass der Sondergesandte des UN-Generalsekretärs für Technologie und das Büro für Informations- und Kommunikationstechnologie diese Veranstaltung organisiert haben. Dabei kamen Vertreter*innen des öffentlichen und privaten Sektors sowie von Nichtregierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft zusammen. Themen waren die Open-Source-Politik und wie Open Source Program Offices (OSPOs) und andere Akteure Open-Source-Aktivitäten weltweit koordinieren und noch besser zusammenarbeiten können.

Um die vielen Vortragenden, Teilnehmenden und anderen Gäste vor dem offiziellen Beginn der Konferenz zusammen zu bringen, veranstalteten wir gemeinsam mit ZenDiS (Zentrum für digitale Souveränität in der öffentlichen Verwaltung) und mit Unterstützung des Bundesministeriums des Innern und der Heimat sowie des Auswärtigen Amtes einen Willkommensempfang. Staatssekretär sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik Dr. Markus Richter, Staatsminister im Auswärtigen Amt Tobias Lindner, ZenDiS-Geschäftsführer Andreas Reckert-Lodde sowie die STF-Mitgründerinnen Adriana Groh und Fiona Krakenbürger eröffneten die informelle Veranstaltung.

Andreas Reckert-Lodde, Adriana Groh, Fiona Krakenbürger und Dr. Markus Richter begrüßen die Gäste auf dem Empfang.

Ein Saal voller Gäste, die sich auf dem Empfang von STF, ZenDiS, BMI und AA in kleinen Runden unterhalten.

Keynote: Welche Rolle haben Regierungen, damit Open Source funktioniert?

Zum Auftakt des zweiten Konferenztages hielten Adriana Groh von STF und Andreas Reckert-Lodde von ZenDiS eine Keynote zum Thema „Open Source at Work in the World“ mit der Frage „What's the Government's Role in Making Open Source Work?“

Keynote auf UN Web TV anschauen

Zunächst stellten sie die zwei neuen öffentlichen Organisationen vor:

"ZenDiS ist ein Kompetenz- und Dienstleistungszentrum, das die digitale Souveränität von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland stärkt.


Unsere erste Aufgabe ist es, mehr Open Source in der deutschen Verwaltung zu etablieren. Wir sind also die OSPO für die deutsche Verwaltung... Wir bündeln Anforderungen aus dem öffentlichen Sektor und arbeiten mit Open-Source-Ökosystemen, Open-Source-Partnern zusammen, von denen einige bereits hier sind. Wir machen nicht nur Governance, wir machen mehr. Wir setzen Projekte auf, um den Einsatz von Open Source in Deutschland zu ermöglichen."

— Andreas Reckert-Lodde, Interimgeschäftsführer, ZenDiS

“[Der Sovereign Tech Funds] Hauptaufgabe ist, das Open-Source-Ökosystem zu unterstützen, und das tun wir mit einem Schwerpunkt auf der digitalen Infrastruktur … dadurch können wir uns zielgenau auf die Menschen im Open-Source-Ökosystem und die Wartung des bereitsexistierenden Codes konzentrieren. Wir verstehen ganz genau, dass das Open-Source-Ökosystem die Grundlage für viele Dinge ist, die wir erreichen wollen, sei es Innovation, Wettbewerb, aber auch Transparenz, Partizipation und Demokratie.

 

Andreas beschrieb ZenDiS als das OSPO der deutschen Regierung, ich erkläre den Sovereign Tech Fund als den Maschinenraum, der darunter läuft, um sicherzustellen, dass die Ansätze aufeinander abgestimmt sind und dass das, was wir tun, die Mission von ZenDiS unterstützt. Die Auswirkungen sind am Ende für den Staat, die Zivilgesellschaft und auch die Unternehmen wirklich sichtbar."

— Adriana Groh, Mitgründerin, Sovereign Tech Fund

Andreas Reckert-Lodde (links) und Adriana Groh (rechts) halten eine Keynote auf der OSPOs for Good-Konferenz im Saal des UN-Wirtschafts- und Sozialrats.

Adriana appellierte abschließend an Regierungen, eine aktivere und kollaborative Rolle zu übernehmen:

„Es ist ziemlich klar, dass wir enorm vom Open-Source-Ökosystem profitieren. Als Staaten können wir die Aufrechterhaltung dieses Ökosystems nicht an ehrenamtliche Communitys und den privatwirtschaftlichen Sektor auslagern. Wir brauchen auch Regierungen in diesem Bereich. Alle müssen miteinander reden und sicherstellen, dass die Funktionen, die wir übernehmen, komplementär sind, sodass am Ende das gesamte Ökosystem stärker wird und die steigende Flut alle Boote hebt.“


Weiterführende Diskussionen bei „What's Next for Open Source“

Am Tag nach der Konferenz veranstalteten OSPO++, die Apache Software und Linux Foundations weitere Workshops in den Büros von Microsoft und GitHub in New York. Diese waren eine gute Gelegenheit, die bei OSPOs for Good angestoßenen Gespräche fortzusetzen, wichtige Themen zu konkretisieren und neue Kontakte zu vertiefen.

Im Rahmen einer Diskussionsreihe zum Thema „Open Source Infrastructure for Social Good“, die sich auf die Rolle von Regierungen und Open-Source-Infrastrukturen konzentrierte, sprach STF-Mitgründerin Adriana Groh zusammen mit Jonathan Lloyd (Digital Public Goods Alliance) und Anir Chowdhury (a2i) auf einem Panel zum Thema Regierungen.

Im Segment „Safeguarding Our Public Goods, For Everyone“ nahm STF-Mitgründerin Fiona Krakenbürger an dem Panel „Making Open Source Secure and Sustainable“ mit Stephen Augustus (Cisco), Dan Appelquist (Samsung) und David Hook (Keyfactor) teil. Sie erklärte, dass der vor kurzem aufgetretene xz-utils-Backdoor-Vorfall die systemischen Herausforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Maintainer*innen von Open-Source-Software verdeutlicht und betonte, dass viele verschiedene Arten der Unterstützung notwendig sind. Mögliche Lösungen gehen über finanzielle Investitionen hinaus, an denen der STF bereits arbeitet. Nachhaltigkeit hängt auch mit der Verbesserung der Wartbarkeit des Codes, dem Abbau technischer Schulden, dem Wachstum und der Anleitung von Communitys sowie der Förderung von Partnerschaften zur Verbesserung der Entwicklerinfrastruktur zusammen. Sie wies auf die Notwendigkeit hin, neue Ansätze wie ein Fellowship-Programm sorgfältig zu testen, um die Zukunftsfähigkeit von Projekten zu gewährleisten.


Deutschland war bei OPSOs for Good gut vertreten

Als Gastgeberland der OSPOs for Good-Konferenz spielten der STF und andere Vertreter des deutschen öffentlichen Sektors eine wichtige Rolle im Programm, indem sie an Panels teilnahmen und Rahmenveranstaltungen organisierten. Neben den genannten Institutionen waren auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Bundeskanzleramt, die schleswig-holsteinische Landesregierung und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vertreten. Außerdem waren Vertreter*innen der deutschen Privatwirtschaft, gemeinnütziger Organisationen und der Wissenschaft anwesend.

Es ist inspirierend zu wissen, dass es so viele Menschen und Institutionen gibt, die die entscheidende Rolle offener Technologien in unserem digitalen Leben anerkennen – nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern auf der ganzen Welt. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und Koordination, denn nur so können wir gemeinsam die Widerstandsfähigkeit und das Wachstum dieses einzigartigen Technologie-Ökosystems sicherstellen.

v. l. n. r.: Nils Masuch (BMI), Alex Smolianitski (ZenDiS), Andreas Reckert-Lodde (ZenDiS), Adriana Groh (STF), Thomas Caspers (BSI), Fiona Krakenbürger (STF), Frederik Blachetta (Bundeskanzleramt)

v. l. n. r.: Dr. Markus Richter (BMI), Fiona Krakenbürger (STF), Adriana Groh (STF), Andreas Reckert-Lodde (ZenDiS), Thomas Caspers (BSI), Dirk Schrödter (Staatskanzlei Schleswig-Holstein), Omar Moshine (UN OSET)

Eine gute Gelegenheit, Maintainer*innen, Mitwirkende und Partner zu treffen

Wir hatten auch die Möglichkeit, einige Personen, mit denen wir schon seit einiger Zeit zusammenarbeiten, zum ersten Mal persönlich zu treffen!

  • Qianqian Ye spielt eine Schlüsselrolle im p5.js-Projekt, das 2023 und 2024 Teil des Contribute Back Challenges-Programms war.
  • William Woodruff von Trail of Bits, mit dem wir am Python Package Index gearbeitet haben.
  • Amir Montazery vom Open Source Technology Improvement Fund (OSTIF), einem der Implementierungspartner des Bug-Resilience-Programms.

Wir sind den Vereinten Nationen dankbar, dass sie so viele begeisterte und fachlich versierte Menschen zu produktiven und anregenden Diskussionen über offene Technologien zusammengebracht haben. Es war eine einzigartige Chance, die Arbeit des Sovereign Tech Funds zur Instandhaltung und Sicherung grundlegender Software-Infrastrukturen vor einem globalen Publikum zu präsentieren. Wir hoffen, dass wir mit der Vorstellung eines Modells für die strategische Koordination zwischen deutschen öffentlichen Einrichtungen und dem Einblick in die Entwicklung dieser Bestrebungen einen Orientierungsrahmen bieten, den die globale Community gemeinsam verbessern kann – ganz im Sinne von Open Source.


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