Was Open-Source-Maintainer*innen uns gesagt haben

Von Mirko Swillus

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Im Frühjahr haben wir der Community Fragen zur Mitgestaltung des Fellowship-Programms für Maintainer*innen gestellt, um Menschen, die an digitaler Infrastruktur arbeiten, zu unterstützen. Hier sind einige Erkenntnisse.

Ziel des Sovereign Tech Fund ist es kritische offene Technologien zu stärken und das Open-Source-Ökosystem resilienter zu machen. Schon bevor der Fall xz-Utils im März 2024 in die Öffentlichkeit geraten ist, haben wir uns damit beschäftigt, wie einzelne Menschen, die wichtige Rollen bei der Wartung und Pflege von kritischen Technologien haben, im öffentlichen Interesse besser unterstützt werden können.

Wir haben die Idee eines Fellowship-Programms intensiv geprüft um es bedarfsorientiert und fundiert zu gestalten. Die gewonnenen Erkenntnisse aus unserer Umfrage und anderen Recherchen zu FOSS-Maintainer*innen haben uns dabei geholfen, das Fellowship anzupassen und das Pilotprogramm an den Start zu bringen: Bewerbungen können noch bis zum 20. Oktober 2024 eingereicht werden.

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Beim Auswerten und analysieren der Antworten und nicht zuletzt beim Lesen der vielen Kommentare, haben wir einige Aspekte identifiziert, die wir hier teilen wollen. Wir bedanken uns bei den vielen Open-Source-Maintainer*innen, die sich Zeit für unsere Umfrage genommen haben.


Hohes Interesse am Fellowship-Programm

Unsere Umfrage hat gezeigt, dass ein großes generelles Interesse an einem Fellowship-Programm besteht: Von den 536 Befragten gaben rund 60% an, dass sie sich für ein solches Programm interessieren würden. Obwohl wir bewusst vage in der Beschreibung des Programms geblieben sind, spiegelt dies den hohen Bedarf an Unterstützung für Open Source Maintainer*innen.


Wie und ob Maintainer*innen bezahlt werden

Ein zentrales Thema der Umfrage war die Bezahlung von Open Source Maintainer*innen. Auch hier gab es einige aufschlussreiche Ergebnisse:

  • 33% der Befragten gaben an, dass sie derzeit nicht für ihre Arbeit als Maintainer*innen bezahlt werden, sich dies aber wünschen würden.
  • Ein weiterer großer Teil, rund 30%, wird zwar bezahlt, jedoch nicht ausreichend, um davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Diese Zahlen unterstreichen den Bedarf an Modellen, die finanzielle Unterstützung bieten und somit die Nachhaltigkeit von Open Source-Projekten langfristig sichern.


Interesse an flexiblen Arbeitsmodellen

Ein bemerkenswertes Ergebnis war das Interesse an flexiblen Arbeitszeiten im Rahmen des Fellowship-Programms. Ein Drittel der Befragten gab an, dass sie sich eine Teilzeitanstellung, beispielsweise an einem Tag pro Woche, gut vorstellen könnten. Flexible Modelle könnten ein sinnvoller Ansatz sein, um erfahrenen Maintainer*innen die Möglichkeit zu geben, sich neben ihren bestehenden Verpflichtungen effizienter ihrer Open Source-Arbeit zu widmen.


Berufserfahrung der Teilnehmer*innen

Die Umfrage zeigte auch, dass viele der Befragten über umfangreiche Berufserfahrung verfügen. Der Großteil, über 50%, hat mehr als 10 Jahre Berufserfahrung im Software-Engineering. Dies ist wichtig zu berücksichtigen, da die Bezahlung erfahrener Fachkräfte ihren Fähigkeiten entsprechen sollte. Gleichzeitig zeigt es jedoch auch, dass diese Personen einen enormen Wert für Open Source Communities haben.


Herausforderungen und Bedürfnisse der Maintainer*innen

Ein weiteres wichtiges Thema war die Frage nach den größten Herausforderungen, mit denen Maintainer*innen konfrontiert sind. Hier kristallisierte sich heraus, dass viele Befragten sich in ihrer Rolle isoliert fühlen. 31% der Teilnehmer*innen arbeiten alleine an ihren Projekten. Diese Isolation kann nicht nur die Arbeit erschweren, sondern auch zu einem erhöhten Risiko von Burnout führen. Daher planen wir, innerhalb des Fellowship-Programms auch Mentoring- und Vernetzungsmöglichkeiten anzubieten, um diesen Herausforderungen zu begegnen.


Präferierte Vertragsmodelle und Laufzeiten

Die Umfrage ergab, dass viele Maintainer*innen eine Freelance-Tätigkeit bevorzugen würden, während andere eher eine Festanstellung innerhalb einer Organisation bevorzugen. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, weshalb wir das Fellowship flexibel gestalten, um beiden Präferenzen gerecht zu werden.


Auch die Frage nach der idealen Laufzeit des Programms brachte interessante Ergebnisse: 12 Monate wurden von den meisten Teilnehmer*innen als sinnvoller Zeitraum angegeben, um signifikante Fortschritte zu erzielen, ohne jedoch langfristige Verpflichtungen eingehen zu müssen.


Fazit und nächste Schritte

Die Umfrage hat uns wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Herausforderungen der Open Source Maintainer*innen gegeben. Auf Basis dieser Ergebnisse haben wir das Fellowship-Programm weiter ausarbeiten können und sind vor vier Wochen mit der Bewerbungsphase gestartet. Unser Ziel ist es, eine flexible Unterstützung für diejenigen zu bieten, die im Hintergrund für die Stabilität und Weiterentwicklung der Open Source-Infrastruktur sorgen.

Das Feedback der Community hat uns gezeigt, dass es einen echten Bedarf gibt, den wir mit diesem Programm abdecken können. Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen (bis 20. Oktober 2024) und darauf, das Fellowship-Programm gemeinsam mit euch weiterzuentwickeln.

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